Als Hans-Werner Harzer im September 1989 freiwillig sein Amt als Bürgermeister Lünens aufgab, ging eine Ära zu Ende. Zwei Jahrzehnte lang hatte der damals 66-Jährige den Bürgerinnen und Bürgern vorbildlich gedient. Als er Abschied nahm, war er das dienstälteste Stadtoberhaupt im Ruhrgebiet und ein Wort des späteren Bundespräsidenten Johannes Rau machte erneut die Runde, das er schon sechs Jahre vorher als Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens dem ersten Repräsentanten der Lippestadt respektvoll gewidmet hatte: Ein „lebendiges Denkmal“ zu sein.
Hans-Werner Harzer stammte aus Magdeburg. Er wurde dort am 25. September 1923 geboren. Nach Abitur, Soldatenzeit und Kriegsgefangenschaft entschloss er sich, Lehrer zu werden.
Der begabte Pädagoge, der schon 1950 der SPD und der Gewerkschaft „Erziehung und Wissenschaft“ beigetreten und in der Erwachsenenbildung in Dortmund tätig gewesen war, folgte 1960 einem Ruf nach Lünen. Er übernahm die Leitung der Bebelschule und war damit einer der jüngsten Rektoren Nordrhein-Westfalens.
Neben der pädagogischen Arbeit war er als Bürgervertreter in der Kommunalpolitik tätig. Seine Intelligenz und Überzeu-gungskraft, sein politisches Talent und umfangreiches Wissen qualifizierten ihn in kurzer Zeit für das Amt des Ratsvorsitzen-den. Das Stadtparlament wählte den glänzenden Redner, der fast nie ein Manuskript benutzte, 1969 einstimmig zum Ober-bürgermeister.
Er übte dieses Amt 20 Jahre vorbildlich aus. Er erwarb sich große Sympathien und das Vertrauen der Bürger. Im vielfälti¬gen Geflecht der Stadtpolitik war er der Ideengeber, Motor und erster Repräsentant. Er förderte die Wirtschaft, trieb den Strukturwandel voran, brachte die Stadtsanierung auf Touren und widmete sich seinen Herzensangelegenheiten, der Völker-verständigung durch Ausbau der Städtepartnerschaften.
All dies bewältigte er mit Fairness, Toleranz und menschlicher Wärme. Er betrieb Politik mit Herz, Seele und Verstand. So erzeugte er in der Bevölkerung ein „Wir-Gefühl“, das viele Kräfte freisetzte und den Fortschritt beflügelte.
Er starb 1995. In Lünen wird sein Andenken erhalten bleiben.